Stolpersteine

Das Bild zeigt die Stolpersteine vor dem Historischen Rathaus.
Die Stolpersteine vor dem historischen Rathaus in Hoffnungsthal

Stolpersteine – das sind kleine Mahnmale mit großer Wirkung und stumme Zeugen mit eindringlicher Botschaft. Drei dieser Steine wurden am 17. Oktober 2023 vor dem historischen Rathaus in Hoffnungsthal verlegt. Wie in vielen Städten Europas erinnern sie auch in Rösrath an die Opfer der NS-Diktatur und sind Mahnung gegen Ausgrenzung und Rassismus.

In Rösrath hat die erste Stolpersteinverlegung auf Initiative des Geschichtsvereins in Zusammenarbeit mit der Stadt stattgefunden. Die drei Stolpersteine vor dem Rathaus erinnern an die Rösrather Gustav Schiffbauer, Hermann Gohrke und Heinrich Klein. Marina Wittka vom Geschichtsverein hatte die Biographien zu den drei Männern recherchiert und diese im Rahmen der Stolpersteinverlegung vorgestellt.

Die Verlegung wurde durch den Kölner Künstler Gunter Demnig vorgenommen. Er ist Initiator des Projekts, das mit über 100.000 Stolpersteinen in 31 Staaten Europas als das größte dezentrale Mahnmal der Welt gilt.

Die Biografien

  • Gustav Schiffbauer

    Gustav Schiffbauer stammte aus der Arbeiterschaft und war bereits seit 1900 politisch engagiert. Er war Sozialist und stark gewerkschaftlich interessiert. Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Schiffbauer wechselte er 1918 von der SPD in die USPD und errang 1919 für diese Partei ein Mandat im Rösrather Gemeinderat, das er bis 1924 innehatte. Erst später trat er zur KPD über und gründete die KPD-Ortsgruppe Hoffnungsthal. Schon vor Machtergreifung durch die Nazis wurde ihm seine Arbeit in Form von Hausdurchsuchungen und Drohungen erschwert. Im März 1933 wurde er erstmals verhaftet und war als Kommunist öffentlich gebrandmarkt. Es folgten zwei weitere Verhaftungen. Aus der dritten Haft sollte er nicht mehr lebend zurückkehren. Er wurde im August 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Dort verliert sich die Spur von Gustav Schiffbauer. Er war damals bereits 69 Jahre alt und kam im KZ ums Leben.

  • Heinrich Klein

    Heinrich Klein stand als Mitglied der Rösrather KPD wie alle aktiven Kommunisten und Sozialisten ab 1933 unter Beobachtung, obwohl wenig über seine politischen Aktivitäten bekannt ist. Dennoch wurde er durch seine Zugehörigkeit zur KPD verhaftet und 1935 wegen Hochverrats angeklagt. Es folgte eine zweijährige Zuchthausstrafe. Ein zweites Mal wurde er nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet. Damals gerieten im Rahmen der „Aktion Gewitter“ alle früheren Abgeordneten und Mandatsträger der KPD und SPD ins Visier der Nazis – so auch Heinrich Klein. Auch er soll, wie Gustav Schiffbauer, nach Sachsenhausen deportiert worden sein. Da sämtliche Häftlingsunterlagen noch vor der Befreiung durch die Alliierten vernichtet werden konnten, gibt es keine Dokumente über das Schicksal von Heinrich Klein. Es gibt jedoch keine Zweifel mehr daran, dass er im KZ Sachsenhausen ums Leben gekommen ist.

  • Hermann Gohrke

    Hermann Gohrke trat 1924 in die KPD ein und war darüber hinaus als Chorleiter und Dirigent des Männergesangsvereins bekannt. 1929 zog er als Ratsmitglied für die KPD in den Rösrather Gemeinderat ein. Auch bei der Kommunalwahl 1933 wurde er in den Rat gewählt, dieser trat allerdings nie in seiner gewählten Besetzung zusammen. 1934 beteiligte er sich am illegalen Wiederaufbau der KPD, die inzwischen verboten war. Doch nach der Festnahme zweier Rösrather Genossen beendete er seine politische Tätigkeit und floh in die Niederlande, von wo er nach Belgien abgeschoben wurde. Dort konnte er sich bis zum Einmarsch der Wehrmacht verstecken. 1941 wurde er wegen angeblichen Hochverrats verurteilt und ins Gefängnis gesteckt. 1944 wurde er ins Konzentrationslager Dachau verschleppt und dort umgebracht. Auf seiner durch die Nazis ausgestellten Sterbeurkunde steht, dass er angeblich an einer Darmentzündung gestorben sei.

Festschrift zur Stolpersteinverlegung

Eine Festschrift zur Verlegung der ersten Stolpersteine in Rösrath kann nachfolgend heruntergeladen werden. Diese beinhaltet neben den Biografien zu Gustav Schiffbauer, Hermann Gohrke und Heinrich Klein auch die Beiträge der Hinterbliebenen, die anlässlich der Verlegung persönliche Worte an die Besucherinnen und Besucher gerichtet hatten. Durch Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums sind darüber hinaus sogenannte Graphic Stories entstanden, die ebenfalls Teil der Festschrift sind.

Gedruckte Exemplare sind darüber hinaus bei der Stabstellenleiterin für Kultur, Ehrenamt, Inklusion und Senioren, Elke Günzel, auf Nachfrage erhältlich (02205-802 123).