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Kneipenkultur aus unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet

Kneipenkultur aus unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet

Liebe Rösratherinnen, liebe Rösrather,

geschätzte Leserinnen und Leser,

Gaststätten und Kneipen fördern die Lebensqualität in der Stadt!

Können Sie sich noch erinnern? Der Schlagerstar Peter Alexander sang einst „Die kleine Kneipe in unserer Straße, dort wo das Leben noch lebenswert ist…“ und die Gebrüder Blattschuß trällerten fröhlich: „…denn in Eckkneipen geht es nun mal rund!“

Diese gesungenen Milieustudien zeigen das breite Spannungsfeld, in dem sich das Kneipenleben üblicherweise abspielt. Vom gemütlichen Treffpunkt im Veedel bis zur Party-Location. Wer denkt nicht gern zurück an lebhafte Stammtischabende, das geruhsame Feierabendbierchen, die fröhliche Runde im Biergarten an einem lauen Sommerabend oder auch die jecke Karnevalsfete bis in den frühen Morgen?

Das alles bringt Menschen zusammen und fördert die Lebensqualität in der Stadt. Manche sprechen da sogar von „Kneipenkultur“. Leider sind in Rösrath gerade diese Möglichkeiten infolge des Schließens von Gaststätten stark zurückgegangen, was ich selbst aus vielerlei Gründen sehr bedaure.

Zum Glück sind uns noch einige gemütliche Gaststätten geblieben.

Gaststätten sind grundsätzlich Gewerbe, deren Betrieb bestimmten gesetzlichen Regeln unterliegt.

Diese wurden teils von der Bundesregierung, teils von der Landesregierung erlassen. Die Stadtverwaltung hat dann die Pflicht, die Einhaltung der Gesetze zu überwachen bzw. sie durchzusetzen. Und das dient letztlich auch dazu, dass sich die Gäste in einer Kneipe wohl fühlen und die schönen Stunden dort unbeschwert genießen können.

Da gibt es zum Beispiel Bauvorschriften, nach denen zu prüfen ist, ob das Gebäude überhaupt für die Art eines Gaststättenbetriebs geeignet ist.

Wurden zudem die Brandschutzbestimmungen beachtet? Ist der Umgang mit Speisen und Getränke so, dass keine Gesundheitsgefahren davon ausgehen? Ist der Wirt persönlich zuverlässig und zum Führen einer Gaststätte geeignet? Hat er die Schankerlaubnis? Werden Lärm-, Jugend-, Nichtraucherschutzbestimmungen eingehalten? Welche Auswirkungen hat das Kneipenleben auf die Nachbarschaft?

Dieses und vieles mehr zu überwachen ist zwingend Aufgabe der Stadtverwaltung. Viele Bestimmungen lassen nur wenig Raum für Ermessensentscheidungen, insbesondere, wenn es um gewünschte Ausnahmegenehmigungen geht.

Und manchmal ist auch des einen Freud des anderen Leid. Menschen, die im Umfeld von Gastronomie wohnen, wissen, was ich meine.

Da schallt in später Sommernacht noch fröhliches Lachen aus dem Biergarten herüber. Die begeisterten Fans beim Public Viewing feiern ihre Sportidole oder die närrischen Karnevalisten versprechen noch zu später Stunde lauthals singend: „Mer losse d‘r Dom in Kölle!“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Und der Rheinländer weiß: „Man muss auch jönne könne!“ Richtig.

Was gibt es Schöneres, als mit guten Freunden den Tag oder auch den Abend gemeinsam zu genießen. Auch das ist Lebensqualität. Und dass es in Rösrath möglich ist, macht auch unsere Stadt liebenswert.

Gleichwohl hat alles seine zwei Seiten, denn von vielen Bürgerinnen und Bürgern wird es nicht mehr als Lebensqualität empfunden, wenn sie dadurch wiederholt empfindlich in der Nachtruhe gestört werden, Verkehrslärm und Verkehrssicherheit im Umfeld zum Problem werden oder auch der Schutz von Sonn- und Feiertagen gefährdet ist.

Da ist es schön, wenn betroffene Bürger selbst mal ein freundliches Gespräch mit dem Wirt führen und um Verständnis für ihre eigene Situation bitten. Vielleicht sogar bei einem leckeren Kölsch oder einem guten Wein. Welcher Gastwirt wird da sagen: „do hann ich nix mit ze don!“

Es werden aber auch Fälle an das Ordnungsamt herangetragen, bei denen es gesetzlich von sich aus tätig werden muss. Und das nicht nur bei anmeldepflichtigen Sonderveranstaltungen wie Sommer- oder Brauchtumsfeste. Dabei muss die Stadt das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger im Blick haben und nicht selten auch die Rechte Weniger.

Interessenkonflikte auszubalancieren heißt auch immer, die Interessen der anderen zu respektieren, egal ob Mehrheit oder Minderheiten.

Und das gilt ganz besonders für die öffentliche Verwaltung. Immerhin ist Rösrath nicht die Düsseldorfer Altstadt :)

Manchmal ist auch ein wenig Verständnis und Toleranz bei den unmittelbar Beteiligten sehr hilfreich. Zum einen bei den Nachbarn, zum anderen bei den Gästen, wenn der Wirt „die letzte Runde“ einläutet, sollte der Abend ausnahmsweise mal etwas länger dauern.

Mein Bestreben und das der Stadtverwaltung ist es, auch durch die Förderung und Unterstützung des Gaststättengewerbes den Menschen in Rösrath weiterhin eine vielfältige Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Dazu gehört eben auch die Geselligkeit in einem gemütlichen Wirtshaus, selbst wenn sich das Freizeit- und Ausgehverhalten durch den Generationenwandel geändert hat. Auch das gilt es zu berücksichtigen.

Gerne stehen Ihnen die zuständigen Fachbereiche der Stadtverwaltung und auch ich selbst bei Fragen rund um die Gastronomie mit Rat und Tat zur Seite.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn individuelles Wohnen und gesellige Freizeitgestaltung gleichermaßen gute Gründe bleiben, sich hier an der Sülz zuhause zu fühlen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit!

Ihr

Bürgermeister Marcus Mombauer

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