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Gelungene Veranstaltung zum Weltfrauentag: Zeitzeugenbericht und Preisverleihung

Gelungene Veranstaltung zum Weltfrauentag: Zeitzeugenbericht und Preisverleihung

Die städtische Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentages hat in diesem Jahr die Lebensgeschichte von Heidrun Breuer in den Mittelpunkt gestellt. Sie erzählte als Zeitzeugin von ihrer Inhaftierung als politische Gefangene in der damaligen DDR. Darüber hinaus wurden junge, engagierte Frauen und Mädchen im Rahmen des Wettbewerbs „Engagierte Mädchen“ durch die Dr. Jürgen Rembold Stiftung mit einem Preisgeld ausgezeichnet. Sowohl die Lebensgeschichte von Heidrun Breuer als auch die Preisverleihung stießen auf großes Interesse – die Bildungswerkstatt von Schloss Eulenbroich war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Das Künstlerduo Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau haben die Veranstaltung musikalisch umrahmt und sich mit ihrer Songauswahl an den Themenfeldern Freiheit, Menschenrechte und Frieden orientiert. Dazu gehörten Titel wie „Die Gedanken sind frei“ und „Ein bisschen Frieden“.

Heidrun Breuer hat ihre Erlebnisse in der DDR lange verdrängt und darüber geschwiegen. Noch heute fällt ihr die Konfrontation mit der Vergangenheit schwer, dennoch berichtet sie als Zeitzeugin bei öffentlichen Veranstaltungen und auch vor Schulklassen ganz bewusst von der systematischen Unterdrückung in der DDR, von der Verfolgung, von der Willkür und den Erniedrigungen, die sie als politische Gefangene erlitten hat. „Meine Inhaftierung liegt jetzt 41 Jahre zurück, doch wenn ich davon spreche, ist es als wäre es gestern gewesen“, beginnt Heidrun Breuer ihren bedrückenden Vortrag.

Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann hat sie über einen Zeitraum von zwei Jahren 17 Ausreiseanträge gestellt. Über Verwandte in Westdeutschland bestand außerdem Kontakt zum Fernsehsender ZDF. Am 08. Februar 1984 wurde sie dann verhaftet. Auch ihr Mann wurde von der Stasi mitgenommen. Ihre damals 7 Jahre alt Tochter blieb zurück und kam bei den Großeltern unter. Heidrun Breuer verbrachte ein Vierteljahr in Untersuchungshaft, bevor sie Mai 1984 zu zweieinhalb Jahren Haft wegen „Nachrichtenübermittlung an eine fremde Macht“ verurteilt wurde. Sie kam ins Frauengefängnis Hoheneck.

Zu Beginn ihrer Inhaftierung in Hoheneck erinnert sie sich an eine entwürdigende Untersuchung durch einen Frauenarzt, der zwölf Frauen mit dem gleichen Handschuh untersucht habe. Zwölf Frauen in einer Zelle, damals Verwahrraum genannt, mussten sich eine Toilette teilen. Nur alle 14 Tage konnten die Frauen mit kaltem Wasser duschen. Außerdem gab es keine Heizung in den Zellen. Im Winter hätten die Frauen in Mänteln im Bett gelegen, auch zu zweit, um sich gegenseitig zu wärmen. Sie wurden zur Arbeit herangezogen, in Hoheneck sei Bettwäsche und Kleidung für den Export in den Westen genäht worden.

Elf Monate hat Breuer in Hoheneck verbracht. Im April 1985 wurde sie in Abschiebehaft genommen. Ihr wurde die DDR-Bürgerschaft aberkannt. Am 03. Mai 1985 wurde sie in die BRD entlassen – der Westen hatte sie, wie viele andere politisch Inhaftierte, damals freigekauft. In Westdeutschland fing sie ein neues Leben an. Ursprünglich wollte sie damals nach Bayern, doch die Behördenmitarbeiter sagten „mit Ihrem Temperament passen Sie besser nach Nordrhein-Westfalen“, erinnert sich Breuer. So fand sie eine neue Heimat in Bergisch Gladbach, wo sie bis heute lebt.

„Engagierte Mädchen“ ausgezeichnet

Doch nicht nur die ergreifenden Erzählungen von Zeitzeugin Heidrun Breuer standen im Fokus der Veranstaltung zum Weltfrauentag, bereits zum vierten Mal wurden im Rahmen der Feierlichkeiten auch junge Frauen und Mädchen durch die Dr. Jürgen Rembold Stiftung für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. In diesem Jahr wurden fünf Auszeichnungen mit einem Preisgeld von jeweils 200 Euro im Wettbewerb „Mädchen engagieren sich“ vergeben. „Es ist wichtig, in einem würdigen und öffentlichkeitswirksamen Rahmen Danke zu sagen, denn angesichts eines Nachwuchsmangels auch im ehrenamtlichen Bereich ist jede Art des Mitwirkens unglaublich wertvoll und unerlässlich“, betonte Heike Kuhnen, Mitarbeiterin der Rembold Stiftung. Die Förderung von engagierten Jugendlichen ist daher eine Herzensangelegenheit der Stiftung. „Wir freuen uns, wenn wir mit dem Frauentag und der Preisverleihung das vielfältige, ehrenamtliche Engagement sichtbar machen können“, so die Rösrather Gleichstellungsbeauftragte Elke Günzel.

Stellvertretend für das Schülersprecherteam des Rösrather Freiherr-vom-Stein Gymnasiums nahmen Lena Janzen und Mia Reichelt den symbolischen Scheck entgegen. Sie wurden für das vielfältige Engagement im Schulleben ausgezeichnet, beispielsweise für ihre Veranstaltung zum Weltfrauentag, die Organisation des schuleigenen Adventsbasars oder die Beteiligung an der jüngst veranstalteten Demo zur Stärkung der Demokratie.

Die 14-jährige Luana Eschbach erhielt eine Auszeichnung für ihren ehrenamtlichen Einsatz im ADRAshop in Bergisch Gladbach. ADRA (Adventist Developement Relief Agency) gehört zu den 10 größten Hilfsorganisationen weltweit und unterstützt Projekte in der Entwicklungshilfe. Im Secondhand Shop in Bergisch Gladbach werden Sachspenden wie Kleidung, Hausrat, Bücher oder Spielzeug verkauft, um die Hilfsorganisation finanziell zu unterstützen. Luana hilft dort drei Stunden pro Woche aus und ist inzwischen zu einer unverzichtbaren Kraft geworden.

Ebenso wertvolle Arbeit leistet Laura Wiethege für die DLRG Ortgruppe Bergisch Gladbach. Sie engagiert sich seit 2019 ehrenamtlich in der Schwimmausbildung und begleitet Kinder auf dem Weg zum Schwimmabzeichen. Darüber hinaus ist Laura Wiethege mittlerweile Sanitäts- und Katastrophenschutzhelferin. In den Sommerferien verbrachte sie zudem zwei Wochen an der Ostsee, um dort ehrenamtlich im Wasserrettungsdienst mitzuarbeiten.

Bushra Al Salmo wurde für ihren Einsatz im Café Leichtsinn der Katholischen Jugendagentur in Bergisch Gladbach prämiert. Sie hat das „Mädchen-Café“ aus ihren eigenen Erfahrungen heraus, die sie als Mädchen und junge Frau mit Fluchtbiografie gemacht hat, initiiert. Das Café bietet jungen Frauen jeglicher Herkunft einen außerschulischen Ort, wo sie in einem geschützten Rahmen in Austausch zu allen möglichen Themen kommen können und Unterstützung durch erfahrene pädagogische Fachkräfte finden.

Ein ganzes Bündel an ehrenamtlichen Aufgaben übernimmt Anne Stößel. Seit ihrem 7. Lebensjahr ist sie Teil der Pfadfinder und leitet dort inzwischen die Teenager-Freizeit. Darüber hinaus gehört sie der THW-Jugend in Bergisch Gladbach an, nimmt dort regelmäßig an Übungen teil und vertritt als Jugendsprecherin der Ortsgruppe die Interessen der Jugend. Auch im Schulleben ist sie aktiv und hat die Ressortleitung der Schülerzeitung inne.


Der Preis für „Engagierte Mädchen“ soll auch im nächsten Jahr wieder rund um den Weltfrauentag vergeben werden.

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