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Schaf wird zum Publikumsliebling!

Schaf wird zum Publikumsliebling!

Finissage mit Preisverleihung durch Rembold Stiftung.

Es war eine Ausstellung der Superlative: Noch nie gab es so viele Bewerber und eine so große Anzahl an ausgestellten Werken wie bei der diesjährigen 37. Ausstellung Rösrather Künstler im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich, nun wurde mit 251 abgegebenen Stimmzetteln auch ein Beteiligungsrekord gebrochen. Mit großer Spannung erwarteten Künstler und Kunstliebhaber zum Abschluss der Ausstellung das Votum des Publikums und die Auszeichnung der drei beliebtesten Kunstwerke durch die Rembold Stiftung für bürgerschaftliches Engagement.

„Das war ein enges Rennen unter den Top fünf“, schickte Stifter Dr. Jürgen Rembold vorweg, dankte der Jury für die sicher nicht leichte Auswahl aus 159 Werken mit hochkarätigem Niveau und der Kulturbeauftragten der Stadt, Elke Günzel und Gabi Gemein für die stimmige Präsentation der 35 Werke. Die zur Finissage zahlreich erschienenen Besucher wurden mit Gute-Laune-Musik von der Rösrather Jugend-Jazzband „Watermelon Men“ belohnt, das sind Lukas Nottebrock am Klavier, Felix Schmitz-Stevens am Bass, Tobias Naaber am Saxophon und Matthias Schons am Schlagzeug, die das triste Novemberwetter vergessen ließen und der Preisverleihung einen schwungvollen Rahmen verliehen.

Nach Auszählung der 239 gültigen Stimmzettel stand fest: Publikumsliebling 2017 ist das Porträt „Schaf mit Fliege“ von Martina Spiller, das mit seiner Präsenz, Präzision und Leuchtkraft überzeugte. Auf das Acrylbild der in Much lebenden Künstlerin entfielen 65 Stimmen und damit der mit 500 Euro dotierte erste Platz. 300 Euro gingen an die mit 55 Stimmen Zweitplatzierte Künstlerin Barbara Stewen aus Lindlar für ihre Fotocollage „Lücke“, in der sie an die schmerzhaften menschlichen Verluste im Krieg erinnert. Mit 49 Stimmen belegte Thyra Holst aus Overath den dritten Platz und freute sich über 200 Euro für ihre Arbeit „Erinnerung“, einem zweiteiligen, hochformatigen Wandbild, gewebt aus alten Super-8-Filmstreifen.

„Man sieht nur, was man weiß“, hatte Stifter Dr. Jürgen Rembold bereits anlässlich der Vernissage formuliert und nutzte die Übergabe der symbolischen Schecks sowie je einer Tasse mit „Rösrather Kulturkaffee“, um mehr über die drei preisgekrönten Werke zu erfahren.

So bekannte Siegerin Spiller, dass das „Schaf mit Fliege“ eine schwere Geburt war, sie das 100 mal 140 Zentimeter große Bild über mehrere Monate überarbeitete und an Details feilte. „Manche Leinwand muss bei mir vier dicke Schichten Acrylfarbe aushalten“. Die freche Fliege links über dem Schaf ist ein Relikt aus einem ersten Entwurf und hat den Schaffensprozess der selbstkritischen Künstlerin buchstäblich „überlebt“. Spiller liebt die Portraitmalerei von Mensch und Tier, Fische und Schafe haben es ihr dabei besonders angetan. „Ich bin schon mehr als einmal inmitten einer Herde gesessen, mich faszinieren die Strukturen des Fells, die Gesichter und deren Unterschiedlichkeit auf den zweiten Blick“, erklärt die experimentierfreudige Künstlerin. Aktuell arbeitet sie an einer Schafskulptur aus Beton, „eine neue Herausforderung und eine ganz schöne Sauerei“, gesteht sie lachend.

Die Idee zur „Lücke“ entstand auf einer Polenreise mit dem Berufsverband Bildender Künstler, erzählt die Zweitplatzierte Barbara Stewens. „Die verlassenen Häuser haben mich schon vor Ort nicht losgelassen“. Im Kopf blieb die Frage zurück, wer dort wohl welches Schicksal erlebt haben mag. Wieder zu Hause verknüpfte Stewens das Gesehene mit ihrer eigenen Familiengeschichte, suchte nach Fotos ihrer Ahnen und bearbeitete diese zunächst manuell mit Schere und Lineal. Schließlich „wanderten“ ihre Vorfahren als Datei in das zerbrochene polnische Fenster. In der Mitte der digitalen Collage klafft zentral eine Lücke, die den Verlust symbolisiert, den so viele Familien im Krieg erlitten haben.

Um Erinnerungen geht es auch im drittplatzierten Werk von Thyra Holst. „Wir haben die alten Super-8-Filme meines Vaters digitalisiert“, berichtet die Künstlerin, „und hatten auf einmal unzählige Filmstreifen voller Erinnerungen übrig. Zu schade, um sie einfach wegzuwerfen, fand Holst und entwickelte die geniale Idee, diese akribisch auf einen Webrahmen aufzuziehen. So fransen die Erinnerungen oben und unten aus, strahlen durch geschickte Beleuchtung von hinten, schlängeln wie im richtigen Leben auch mal aus der Bahn und bilden doch ein Ganzes. Holst ist über die Liebe zu Schottland zur Künstlerin geworden und hat sich mit großer Leidenschaft auf stoffliches Arbeiten und Collagen mit eingearbeiteten Naturprodukten und Textilien spezialisiert.

„Unser Dank gebührt allen Künstlerinnen und Künstlern, die sich beworben und beteiligt haben,“ betonte Rembold zum Abschluss der Finissage, die mit einem breiten Spektrum an zeitgenössischer Kunst begeistert konnte. Fünf ausgestellte Werke wurden bereits verkauft, zwei Reservierungen liegen vor - auch das ein Rekordergebnis der 37. Rösrather Künstlerausstellung.

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